Das Symposium „Handtherapie im Mittelpunkt – von Therapeuten für Therapeuten und Ärzte“ stellte neue Wege in der Rehabilitation nach Beuge- und Strecksehnenverletzungen an der Hand vor. Das erste Symposium dieser Art an der BG Klinik Ludwigshafen wurde von den Therapeutinnen und Therapeuten der Handchirurgie organisiert und stieß auf große und positive Resonanz bei den Fachbesuchern.
Wer gedacht hatte, dass der Streik bei der Bahn für leere Reihen beim Therapiesymposium in der BG Klinik Ludwigshafen sorgen würde, der hatte sich glücklicherweise getäuscht. „Ja, es gab deshalb einige Absagen – aber unser Hörsaal war mit rund 100 Teilnehmenden trotzdem voll“, freuten sich Melanie Brand, Bereichsleiterin Stationäre Physiotherapie und Ergotherapie, und Gruppenleiterin Hanne Wendt, die mit ihrem Kollegen Heiko Bargfrede die Idee für das Symposium hatte.
Mit dem innovativen Konzept eines Symposiums „von Therapeuten für Therapeuten und Ärzte“ hatten sie viel Interesse in der Szene geweckt. Und zwar in ganz Deutschland: Sogar aus Kempten, Bad Bergzabern, Dresden, Bremen, Magdeburg, Murnau, Westlausitz, Bingen, Duisburg, Ulm, Hamburg und Koblenz kamen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
So auch Jürgen Mack. Der Ulmer Physiotherapeut wollte eigentlich mit dem Zug anreisen. „Dass das dann nicht klappte, hat mich nicht von der Anreise abhalten können“ erzählt er. Er nahm kurz entschlossen das Auto für die 240 Kilometer einfache Fahrtstrecke. „Und das hat sich wieder mal gelohnt“, meint er. Der erfahrene Physiotherapeut geht oft und gern auf Symposien, „weil das eine gute Möglichkeit ist, schnell viel und qualitativ hochwertigen Input für die Arbeit zu bekommen“. Auch in Ludwigshafen war er nicht zum ersten Mal, auch wenn das Konzept, eine Veranstaltung hauptsächlich auf die Bedürfnisse der Therapeutinnen und Therapeuten auszurichten, durchaus neu ist. „Gut finde ich, dass die meisten Referierenden selbst aus dem Therapiebereich stammen und dass so viele jüngere Vortragende dabei sind. Toll ist auch, dass die Klinik diese Veranstaltung kostenlos anbietet, um uns Therapeuten auf den neuesten Stand zu bringen.“
Jürgen Mack (links) nahm die Anreise von 240 Kilometern gerne in Kauf. Er schätzt Symposien als gute Möglichkeit, schnell viel und qualitativ hochwertigen Input für die Arbeit zu bekommen.
Sonja Thevs (rechts), Therapeutin aus Worms, findet die kompakte Wissensvermittlung spannend.
Hanne Wendt (Mitte), Handtherapeutin und Mitorganisatorin aus der Klinik, freute sich über anregende Fachgespräche.
Die Handtherapeutin Sonja Thevs hatte es nicht so weit nach Ludwigshafen. Hier in der BG Klinik hatte sie zehn Jahre gearbeitet, bevor sie sich 2015 mit einer eigenen Praxis in Worms niederließ. „Besonders spannend finde ich die kompakte Vermittlung neuer Erkenntnisse. Thema heute ist unter anderem beispielsweise der Wechsel von der lange praktizierten passiven in die offensive Form der Nachbehandlung von Sehnenverletzungen an der Hand – ‚nur Schiene‘ war einmal!“
Beiden Praktikern ist wichtig hervorzuheben, dass der Handbereich eines der Gebiete ist, wo die Kooperation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen und vor allem auch zwischen dem ärztlichen und dem therapeutischen Bereich hervorragend klappt. „Das liegt sicher auch daran, dass in diesem hochsensiblen Bereich die Nachsorge unbedingt funktionieren MUSS.“ Noch mehr als in anderen Bereichen sind Chirurgen hier darauf angewiesen, dass sie ein hochwertiges Feedback von den Therapeuten bekommen, damit das Endergebnis nachher stimmt. „Unser gemeinsames Ziel ist, dass die Menschen ihr Leben nach der Behandlung möglichst schnell und möglichst wie gewohnt weiterführen können“, berichtet Hanne Wendt und kommt gleich mit den beiden Teilnehmern am Tisch ins Gespräch über künftige Möglichkeiten in der Therapie.
Um ein optimales Behandlungsergebnis erreichen zu können, ist der Austausch zwischen den therapeutischen Berufsgruppen und zwischen Therapeuten und Ärzten wichtig - und klappt in der Handchirurgie sehr gut.
Man ist sich einig, dass der Patientenkontakt per Video ein Thema werden dürfte – insbesondere, wenn man schnell wieder arbeiten möchte und nicht viel Zeit zur Anfahrt zur Behandlung und für das Sitzen im Wartezimmer hat. „Es gibt keinen Grund, die Kontrolle von Bewegungen oder dem richtigen Sitz einer Schiene nur in Präsenz zu machen, außer wenn sich Probleme abzeichnen.“
„Bei der Ausarbeitung des Konzeptes für diese Veranstaltung stand an erster Stelle, den Kolleginnen und Kollegen die aktuellen Behandlungsstandards zu vermitteln, um eine reibungslose Anschlusstherapie nach dem Klinikaufenthalt zu ermöglichen“, erzählt Initiatorin Hanne Wendt. „Wir wollen das Know-how in den Praxen steigern und damit die Sicherheit der Therapeutinnen und Therapeuten bei der Behandlung erhöhen, aber auch das Netzwerken in Gang bringen.“ Sonja Thevs pflichtet ihr bei: „Der Erfahrungsaustausch ist sehr wichtig. Wie gehen die anderen mit einem Problem um, wem kann man vielleicht einen Patienten schicken, wenn man keine Kapazitäten frei hat oder in einem besonderen Fall nicht die spezielle Expertise besitzt.“
Die Organisatorinnen konnten auf die Unterstützung seitens der Chefetage bauen, von den direkten Vorgesetzten im Therapiebereich bis zur Klinikleitung wurde die Initiative sehr begrüßt und unterstützt, berichtet Melanie Brand. „Wir hatten freie Hand bei der Auswahl und der Gestaltung der Vorträge, die wir alle aus den eigenen Reihen heraus entwickelt haben. Unser ganzes Team hat toll mitgezogen und viel Zeit investiert.“ Ausdrücklich gemeint seien damit auch diejenigen, die nicht direkt mit einem Vortrag oder der Organisation involviert waren, denn sie haben im Hintergrund mitgewirkt und entsprechende Freiräume für die Kolleginnen und Kollegen geschaffen.
Hanne Wendt würde sich freuen, wenn das Symposium auch einen „politischen“ Nutzen erfüllen würde: Denn Handtherapie ist bei allen unbestreitbaren Vorteilen für die Patienten (noch) keine abrechenbare Position und wird als ergo- oder physiotherapeutische Leistung abgerechnet. „Wir hoffen, dass unsere Veranstaltung dazu beiträgt, dass sich noch mehr Kollegen dafür interessieren und das Angebot flächendeckend wird. Dann könnte aus einer bloßen Zusatzqualifikation 'zertifizierter Handtherapeut' mal eine abrechenbare Position werden.“
Therapie ist Teamarbeit - Hanne Wendt (vorne, zweite von rechts) und Heiko Bargfrede (vorne rechts) haben das Symposium "Handtherapie im Mittelpunkt" initiiert. Gemeinsam im Team wurde das hochwertige Programm mit Vorträgen und Workshops auf die Beine gestellt.
Unser Bild zeigt: vorne von links: Vera Dietz, Hanne Wendt, Heiko Bargfrede; zweite Reihe (v.l.): Selina Joob, Judith Gilch, Melanie Brand; dritte Reihe (v.l.): Dr. Sabina Gorski, Solvita Al-Abadi, Teresa Ebert. vierte Reihe (v.l.): Luca Cilia, Carsten Schenk, Turid Espenes-Hallauer, Stefan Laux, Sandra Häuser.
🌐 Unsere Therapiebereiche auf der Website der BG Klinik Ludwigshafen
🌐 Beugesehnen-Nachbehandlung mit dem Ludwigshafener Manchester Short Splint (LMSS)-Konzept