"Mach was mit Zukunftsaussichten und etwas, dass Dir Spaß macht!" So lautet der Rat der meisten Eltern, wenn sich für die Kinder erstmals die Frage nach einem geeigneten Ausbildungsberuf stellt. In der BG Klinik Ludwigshafen bilden wir unter anderem zur Operationstechnischen Assistentin oder zum Operationstechnischen Assistenten aus. Damit wird man zur „rechten Hand“ von Ärzten, Ärztinnen, Chirurginnen und Chirurgen, ist vor, man begleitet während, vor und nach Operation den gesamten Prozess einer Operation.
Wir haben ein Gespräch mit unserer langjährigen Kollegin Elke Cardenas-Kaiser (links im Bild), die die Auszubildenden betreut, und Lena Koppenhöfer geführt, die gerade die Ausbildung erfolgreich zur Operationstechnischen Assistentin abschließt und danach auch in der BG Klinik Ludwigshafen übernommen wird.
Koppenhöfer: Mein Freund hatte vor vielen Jahren einen Arbeitsunfall und er wurde damals hier in der BG Klinik Ludwigshafen versorgt. Er hat immer davon geschwärmt, wie wohl er sich hier als Patient gefühlt hat und von daher war mir klar, wenn ich diesen Beruf lerne, dann hier in der BG! Und als ich mich beworben habe, habe ich sofort die Stelle bekommen (lacht).
Da ich vorher Zahnarzthelferin gelernt habe, wusste ich schon so bisschen, wie eine medizinische Ausbildung abläuft. Anders war der Blockunterricht, aber ansonsten war mir alles klar.
Oh, da war ich total nervös und aufgeregt und ich kann noch genau daran erinnern, es war im Septischen OP am Mikroskop. Das war so ungefähr nach 2 Monaten.
Cardenas-Kaiser: Ja, man beruhigt sie schon dadurch, dass man immer mit am Tisch steht, dann fühlen sie sich sicherer und spüren, dass sie nicht alleine sind. Es geht auch nicht ohne die Chirurgen, die bilden auch mit aus. Während der Operation erklären sie die Anatomie oder Besonderheiten zu einzelnen Instrumenten. Das tun die Chirurgen und Chirurginnen in erste Linie für die Medizinstudentinnen und Medizinstudenten, aber natürlich auch für die Auszubildenden. Man kann nicht immer alles theoretisch vorbereiten, weil die Praxis dann oft ganz anders abläuft. Die Zusammenarbeit und dieses grundsätzliche Verständnis für die Wichtigkeit von Ausbildung, sind entscheidend und ohne würde es nicht funktionieren.
Auf jeden Fall. Hier wird das Motto „learning by doing“ wirklich großgeschrieben. Alles wird erstmal erklärt, dann wasche ich mich gemeinsam mit der Praxisanleiterin ein oder wenn ich mir schon sicher bin, kann ich es alleine machen. Alle helfen mit Erklärungen, allgemein ist das hier super.
Natürlich, wenn die Schülerinnen oder Schülern den Bedarf haben, dass wir sie unterstützen oder wenn es Dinge sind, die man nicht von außen mit dem Laserpointer erklären kann, dann sind wir immer gerne mit dabei im Saal.
Cardenas-Kaiser: Die Ausbildung beginnt ja erstmal mit einem theoretischen Einführungsblock und schon in der Schule lernen sie auch vieles Grundsätzliches, zum Beispiel, wie sie sich hygienisch zu verhalten haben. Viele, die aus kleineren Häusern kommen, sind oft überwältigt von unserem großen OP.
Koppenhöfer: Ganz am Anfang war ich in der Notaufnahme und habe dort eine erfolglose Reanimation erlebt. Das hat mich schon einige Tage beschäftigt und ich habe viel mit meiner Familie gesprochen, aber man muss dazu in der Lage sein, mit solchen Situationen umgehen zu können und das nicht zu nahe an sich heranzulassen. Das muss man aber auch erst lernen.
Cardenas-Kaiser: Generell braucht man Eigeninitiative, vor allem wenn man mit Menschen arbeiten, besonders mit kranken Menschen. Wir sprechen mit den Patienten und Patientinnen bei der Einschleusung, Ausschleusung oder wenn sie nur eine Teilnarkose haben. Unser Abstand zu den Patienten ist ganz anders, als zum Beispiel bei den Pflegefachkräften auf den Stationen.
Man muss schon Teamplayer sein hier im OP, denn die Kommunikation untereinander ist sehr wichtig. Also selbst, wenn wir „nur“ ein Körperteil bearbeiten, dann wir uns doch darüber bewusst, dass wir es hier mit Menschen zu tun haben. Und man muss in der Lage sein, das Wissen sehr schnell und auch unter Stress abrufen zu können. Wenn ein schweres Polytrauma eingeliefert wird, dann geht es um Minuten und alle müssen wissen, wo ihr Platz ist und was sie zu tun haben.
Koppenhöfer: Und man muss auch wissen, wann man besser aus dem Weg geht. Wenn man etwas nicht weiß, dann stellt man sich als Auszubildende an die Seite und wartet, bis man Anweisungen bekommt.
Cardenas-Kaiser: Dann bleibt man, denn wenn man einen solchen Beruf ergreift, in dem es darum geht, Menschen zu helfen, dann steht der Notfall über allem.
Cardenas-Kaiser: Ich habe eine Ausbildung in der Kinästhetik und der speziellen Lagerung, gerade habe ich einen Abschluss zur Yogatherapeutin gemacht und über die Jahre habe ich festgestellt, dass man sich selbst oft vergisst. Man achtet nicht auf die Haltung, trinkt nicht ausreichend und macht zu wenig Sport. Yoga mache ich seit 12 Jahren und es hat mir geholfen, körperlich und mental besser zu werden.
Koppenhöfer: Das ist mir bei Frau Cardenas-Kaiser auch sofort aufgefallen, sie hat immer eine gute Haltung, egal in welcher Situation.
Cardenas-Kaiser: Das kommt auf die Fachrichtung an, grundsätzlich würde ich aber sagen, dass es mehr Frauen sind.
Koppenhöfer: Ja, in meiner Klasse sind auch nur zwei Männer.
Koppenhöfer: Sehr gut, man hilft sich, wo man kann und tauscht sich über die unterschiedlichen Erlebnisse aus.
Ich bleibe hier in der BG Klinik Ludwigshafen im OP, nach der Prüfung habe ich noch einige Tage Erholungsurlaub (lacht), dann geht es los.
Ja, da war ich sogar mit Frau Cardenas-Kaiser in Saal 4, wer am Tisch operiert hat, weiß ich nicht mehr. Aber ich weiß, dass wir viel mit Hochfrequenz gemacht haben, also mit Strom. An den Geruch muss man sich erst gewöhnen, man kann es gut mit dem von verbranntem Fleisch vergleichen. Und mein erster Gedanke war echt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich das wirklich kann. Aber mittlerweile rieche ich das gar nicht mehr (lacht).
Eigentlich dachte ich, dass mir die Bauchchirurgie keinen Spaß macht. Das kann man mal machen, aber jeden Tag muss ich jetzt keinen offenen Bauch sehen. Da mag ich Trauma deutlich lieber und auch die Plattenversorgung macht mir Spaß.
Cardenas-Kaiser: Sie hat ja auch noch Zeit, um zu lernen, was ihr gefällt und was nicht. Jetzt nach der Ausbildung geht es ja erst richtig los (lacht). Das Lernen beginnt jetzt, denn erst jetzt spezialisiert man sich ja.
1983 bis 1986 habe ich die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht, damals noch nach dem alten Krankenpflegegesetz und damals war das noch nicht so strikt, wer wann wie viel Zeit wo verbringen muss. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen wollten gar nicht in den OP, aber das war schon Pflichteinsatz. Letztendlich habe ich ein Jahr im OP verbracht. Da durfte ich mit dem Chefarzt an den Tisch und beim Blinddarm assistieren. Ich bin vor Ehrfurcht erstarrt, dass ich als Krankenschwesterschülerin einen so wichtigen Beitrag leisten konnte. Das hat mich sehr fasziniert. Mir war von Anfang an klar, dass ich nichts anderes mehr machen möchte.
Beide gleichzeitig: Auf jeden Fall!
Cardenas-Kaiser: Von manchen hört man ja doch immer mal wieder was, zum Beispiel von Marcello, der aus dem Fenster gestürzt ist, da gab es ja auch einen langen TV-Beitrag darüber. Über die Jahre ist mir oft aufgefallen, dass Patienten und Patientinnen generell weniger Feedback geben. Sie kommen zu uns, sind in diesem Moment dankbar oder verängstigt, werden aus dem OP herausgefahren und vergessen diesen Bereich. Dabei freuen wir uns über jede Postkarte und jeden Brief als Rückmeldung.
Koppenhöfer: Mir hat am Anfang auch der direkte Patientenkontakt gefehlt, das war erstmal eine Umgewöhnung für mich. Also der mit wachen Patienten (lacht), Patientenkontakt hat man ja schon, aber sie kriegen es leider nicht mit.
Cardenas-Kaiser: Auf jeden Fall erstmal der Fokus auf die Ausbildung selbst. Ich habe meinen Praxisanleiter 2005 gemacht und seitdem gibt es hier eine strukturierte Ausbildung. Grundtischstandards, Lagerungsstandards… das ist alles sehr wichtig, damit die Schüler und Schülerinnen immer wissen, was sie zu tun haben.
Als ich angefangen habe, hatte dieser Beruf noch nicht so eine Wertigkeit und man kann sich jetzt viel intensiver spezialisieren. Und man kann ausgehend von der Ausbildung ganz viele andere Wege einschlagen. Man kann nach bestandener Prüfung die Praxisanleitung übernehmen, Gesundheitspädagogik oder Medizin studieren. Es ist möglich, sich im Bereich Medizinproduktberatung oder Qualitätsmanagement weiter auszubilden. Man kann in verschiedenen Bereichen arbeiten, also auch in der Zentralen Notaufnahme oder im Ambulanten OP-Zentrum.
Viele gehen auch zu Leasingfirmen, gerade für junge Menschen ergibt sich dadurch die Möglichkeit viel Erfahrung zu sammeln und auch mal kurzzeitig in großen Städten zu wohnen, wo man sonst so vielleicht nicht hinkommen würde. Man kann sich aber auch in eine andere Richtung zusätzlich qualifizieren, einen Stationsleitungskurs machen oder ins OP-Management, also die Abzweigungen von dieser Ausbildung aus sind zahlreich möglich. Der Großteil der Teamleiter hier bei uns sind auch OTA, die von uns selbst ausgebildet wurden. Fort- und Weiterbildung wird bei uns gerne gefördert. Wir profitieren alle davon, wenn alle das tun können, was sie gut können und ihnen Spaß macht.
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