Marco Scholl war im Juli 2023 einer der ersten Gäste von "Herzfrequenz – der Podcast der BG Klinik Ludwigshafen" und erzählte begeistert von seiner Umschulung vom Konditor zum Pflegefachmann. Abgesehen davon, dass die beiden Berufe auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben, ist sein damaliges Alter von 41 Jahren ein Beweis für seinen besonderen Mut. Die Umschulung läuft weiterhin, und mittlerweile ist viel passiert. Wir haben bei ihm nachgefragt, wie es aktuell bei ihm läuft, und euch die Podcastfolge von damals zum Nachlesen transkribiert.
"Die Ausbildung läuft gut soweit. Ich freue mich natürlich, wenn die Examen vorbei sind und ich ein ‚Bestanden‘ auf meiner Urkunde stehen habe", erzählt uns Marco, als wir ihn bei seinem aktuellen Einsatz in der Zentralen Notaufnahme treffen. Hier hilft er mit, sammelt viele praktische Erfahrungen und hat Freude am Umgang mit den Patienten und Patientinnen. "Die schriftlichen Examen sind im Juni nächsten Jahres. Ich bereue es überhaupt nicht, die Entscheidung für die Umschulung zum Pflegefachmann getroffen zu haben, denn mir macht die Arbeit Spaß." Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen praktischem und theoretischem Lernen: "Das Lernen ist halt immer so eine Sache, vieles läuft tatsächlich nebenbei, also sozusagen Learning by Doing. Aber man muss schon am Ball bleiben und sich belesen und erfragen."
Richtig, ja.
Ich habe am 01. Oktober 2022 mit der Ausbildung angefangen.
Richtig, genau.
Ich habe 1998 meine Ausbildung angefangen und habe dann über 20 Jahre im gleichen Betrieb gearbeitet.
Ja, ich habe es wirklich gern gemacht, es hat Spaß gemacht, aber es war jetzt auch einfach Zeit für etwas Neues, Zeit für eine Veränderung.
Richtig, ja. Ich wollte einfach noch etwas anderes machen in meinem Leben, wollte etwas Sinnvolles tun, etwas mit Menschen machen und wollte Menschen helfen – und da war das naheliegend.
Überhaupt nicht. Ich finde, Pflege ist ein toller Beruf, es ist ein wichtiger Beruf und die Menschen werden gebraucht.
Das ist wohl wahr, also das war auch nie ein Problem – nachts oder früh aufzustehen.
Natürlich hat man Bedenken, wenn man nach über 20 Jahren aus seiner Komfortzone herausgeht, um etwas Neues zu machen. Man hat natürlich auch seine Ängste: Geht es gut? Schaffe ich das? Aber sobald man die erste Woche dabei ist und mitmacht, verfliegen diese Ängste. Es macht Spaß, und es ist toll.
Es ist immer im Blockunterricht: Es gibt immer zwischen vier und fünf Wochen Theorie, und dann geht es wieder in die Einsätze, also zum praktischen Träger oder in Außeneinsätze.
Die Praxis.
Es ist im ersten Moment ein bisschen befremdlich, aber man sieht auch vieles, das man sich vielleicht anders vorgestellt hat. Aber man hat keine Angst davor, Dinge in die Hand zu nehmen oder zu machen.
Aktuell ist Marco Scholl in der Zentralen Notaufnahme der BG Klinik Ludwigshafen eingeteilt.
Genau, man wechselt die Stationen durch, damit man sämtliche Fachbereiche kennenlernt. Die Integration im Team ist, finde ich, immer sehr gut. Ich finde es toll, dass man in meinem Alter noch einmal eine Umschulung macht, und man bekommt unheimlich viel gezeigt, erklärt und wird gut mitgenommen.
Richtig, genau. Natürlich ist es vielleicht einfacher, wenn man frisch von der Schule kommt, aber wenn man die Ausbildung später macht, hat das auch Vorteile: Man kann sich vieles herleiten, man weiß schon einiges und muss nicht mehr so viel nachholen. Es macht einiges einfacher.
Klar hat man Angst, dass man es vermasselt. Aber wenn man die ersten Erfolge sieht, dann macht das stolz, und es motiviert.
Der Umgang mit Menschen. Blutabnahme finde ich zum Beispiel toll, ebenso wie OP-Fahrten. Ich finde es großartig, Menschen morgens pflegerisch zu versorgen. Verbände und Wundversorgung machen mir auch Spaß.
Auch, ja. Mein alter Betrieb, also wo ich vorher gearbeitet habe, wird halt auch irgendwann in den nächsten Jahren geschlossen, weil einfach keine Nachkommenschaft mehr da ist. Und ich wollte halt auch nicht in zehn Jahren noch einmal von vorne anfangen.
Ich habe gesagt, jetzt oder gar nicht. Und dann war es auch klar, dass ich es jetzt mache. Das war auch der Grund, warum ich jetzt gewechselt habe, meinen Beruf und von vorne angefangen habe.
Nee, es ist eigentlich durch die Bank weg positiv. Also gibt es gar keine negativen Reaktionen drauf. Die finden es eigentlich alle toll.
Einiges weniger.
Richtig, genau. Also sagen wir, in meinem Erstberuf Konditor, das ist halt dieser typische 1200-Euro-Verdiener, netto jeden Monat. Natürlich nimmt man während der Ausbildung in Kauf, dass man halt 200 Euro weniger hat, aber dafür verdient man nach dem Examen in drei Jahren das Doppelte.
Leider nein. Bis vor einem Jahr gab es noch die sogenannte QCG-Förderung (Qualifizierungschancengesetz), die einem das fehlende Gehalt zwischen Ausbildungsgehalt und letztem Gehalt gesichert hat. Aber die Gesetzeslage hat sich geändert und somit ist die für mich leider weggefallen, weil das Arbeitsamt der Meinung war, ich sei nicht berufsunfähig und hätte auch in meinem alten Beruf weiterarbeiten können.
Natürlich gibt es immer wieder Schicksale. Was ich so aus meinem Umfeld höre, wenn Menschen sagen „Das könnte ich nicht“, bezieht sich halt tatsächlich meistens auf Stuhl, Urin oder Erbrochenes, wo die meisten einfach Berührungsängste haben. Aber ich finde es tatsächlich nicht schlimm, es gehört dazu. Auch wenn jedes kleine Kind erbricht, Stuhlgang hat und in die Hose macht, ist es bei älteren Menschen nichts anderes und gehört einfach dazu.
Ja, ein Fall: Es war ein relativ junger Junge, 13 Jahre alt, der unter ein Auto geraten ist und sein Bein verloren hat. Das nimmt man schon mit nach Hause, weil es einfach ein schweres Schicksal für so einen jungen Menschen ist. Aber ansonsten, muss ich sagen, nimmt man es nicht unbedingt mit nach Hause.
Ja, tatsächlich. Ich kam morgens um 6 Uhr auf die Station und war bei der Übergabe dabei. Da ich ja auch schon 41 bin, dachten viele, ich sei schon examiniert und arbeite schon ein paar Jahre in dem Beruf. Ich wurde in ein Zimmer geschickt, um Verbände zu machen, und da stand ich erstmal wie ein Depp, weil ich eigentlich nichts wusste. Dann habe ich allen erklärt, dass ich erst seit sechs Monaten als Pflegehelfer hier arbeite und noch gar nicht examiniert bin. Aber ich wurde direkt von allen mitgenommen, es wurde mir alles gezeigt und erklärt. Das war schon toll. Das war bei einer älteren Dame, und dann hieß es immer: „Ja, da machen wir mal“, und ich dachte: „Okay, ich gehe vor.“
Ich war sechs Monate als ungelernter Pflegehelfer in der Klinik angestellt und bin dann direkt in die dreijährige Ausbildung übergegangen.
Genau. Als Ansprechpartner gibt es die Ausbildungskoordination, die sind sehr gut aufgestellt. Man kann jederzeit per E-Mail, Telefon oder persönlich Kontakt aufnehmen. Und auf jeder Station gibt es auch die Stationsleitung. Es gibt Praxisanleiter, die dich anleiten, mitnehmen und dir die wichtigen Dinge zeigen.
Ab September dieses Jahres bin ich dort.
Das ist richtig. Für mich wäre es auch keine Option gewesen, dauerhaft im Altenheim zu arbeiten. Ich freue mich auf den Einsatz, um diese Seite der Pflege kennenzulernen, aber ich sehe lieber die Menschen auf zwei Beinen das Krankenhaus verlassen, als sie aus dem Altenheim mit den Füßen zuerst rausgehen zu sehen.
Ja, manche Dinge merkt man einfach erst später.
Vielleicht hätte ich es vor 25 Jahren gar nicht geschafft, das durchzuziehen. Keine Ahnung.
Naja, es gibt in jedem Beruf Schattenseiten. In der Pflege gibt es die auch. Ich finde zum Beispiel das viele Dokumentieren am PC aufwändig. Das raubt Zeit, die man sonst für die Menschen hätte, aber es muss gemacht werden.
Ja, tatsächlich. Einige aus meinem Umfeld arbeiten bereits in der Pflege.
Da ist wenig Chance, dass ich noch jemanden überzeugen kann.
Nein, überhaupt nicht.
Ja, wenn ich auf Station meinen letzten Tag habe, bringe ich gern Mohnkuchen mit. Da freut sich jeder.
Ja, richtig.
Dankeschön.
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