Die Zentrale Notaufnahme der BG Klinik Ludwigshafen hat eine neue pflegerische Leitung. Selina Porsch leitet seit dem 01.12.2022 ein multiprofessionelles Team, bestehend aus 41 Mitarbeitenden. Dazu gehören examinierte Pflegefachkräfte (zum Teil mit Fachweiterbildungen), medizinische Fachangestellte, Notfall- und Rettungssanitäter sowie Stationshilfen. Auch Auszubildende aus den verschiedenen medizinischen Fachberufen und Weiterbildungsteilnehmende haben regelmäßig Praxiseinsätze in unserer Notaufnahme.
Den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin lernte sie bereits im Alter von 17 Jahren, das Examen hatte sie dann mit 20 Jahren in der Tasche. Im Anschluss arbeitete sie 2,5 Jahre in unserer zentralen Notaufnahme, bevor sie ein Studium im Gesundheits- und Sozialmanagement begonnen hat. In der Zwischenzeit konnte sie Führungserfahrung als Stellv. PDL und Betriebsleiterin im Bereich der ambulanten Pflege sammeln. Sie befindet sich aktuell auf der Zielgeraden ihres Studiums und startet in wenigen Wochen mit ihrer Bachelorarbeit.
Bereits im Alter von 11 Jahren trat Selina Porsch dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) bei und wurde damit auf die, wie sie es selbst nennt, "soziale Berufsschiene" gesetzt: "Ich konnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen und durch mein Interesse an der Medizin und an dem Alltag, den man im einem pflegerischen Beruf bewältigen muss, war mir klar, dass das die richtige Ausbildung für mich ist."
Trotzdem war der Beruf dann doch anders, als sie sich ihn vorgestellt hatte: "Anders deshalb, weil die verantwortungsvolle Aufgabe der Pflege dann doch von außen nicht so gesehen wird. Das Bild, das jahrelang nach außen vermittelt wurde, zeigte nicht, dass Pflegefachkräfte im Hintergrund einiges bewältigen müssen, wie viel Professionalität dieser Beruf verlangt und unsere Hauptaufgabe eben nicht nur die grundpflegerischen Tätigkeiten bei den Patientinnen und Patienten ist. Das gehört natürlich auch mit dazu, aber schon alleine wenn man beispielsweise Nachtdienst auf einer Station hat, dann geht die Verantwortung weit über das hinaus, was man sich so von außen vorstellt."
Zwischen der Arbeit einer Pflegefachkraft auf einer normalen Station und der Arbeit in der Notaufnahme gibt es selbstverständlich nochmals eklatante Unterschiede: "In der Notaufnahme ist jeder Tag komplett anders und man weiß nie, was einen erwartet, wenn man zum Dienst kommt. Auch in der Notaufnahme gibt es natürlich täglich wiederkehrende Aufgaben, aber man muss auf jeden Fall flexibler sein. Wenn deutlich mehr Patienten oder Patientinnen kommen, als erwartet, muss man sich schnell umstellen und immer wieder rasch an die neue Situation anpassen können." Das liegt nicht allen Pflegefachkräften, aber für viele macht genau diese Abwechslung und besondere Art der Forderung den Reiz aus.
Selina Porsch sieht darüber hinaus noch folgende Vorteile: "Wenn der Dienst am Tag davor stressig war, kann am nächsten Tag schon wieder alles anders sein. Denn was gestern war, kommt heute nicht mehr. Wenn man auf der Station pflegeintensive Patienten betreuen muss, dann gilt das für die Dauer des Aufenthaltes. Es hat also alles Vor- und Nachteile."
Gerade im Zusammenhang mit der Pandemie, wird in den letzten Jahren verstärkt über die Struktur der Pflege öffentlich diskutiert, vorrangig über die negativen Entwicklungen. Doch Selina Porsch sieht auch positive Veränderungen in den letzten Jahren: "Es wird mehr gesehen, dass auch die Pflege sich weiterbilden muss. Es wird mehr darauf geachtet, dass im Team auch studierte Pflegefachkräfte und welche mit hochwertigen Weiterbildungen sind. Die Leitungskräfte haben das notwendige Know How, wie sich die Arbeit im Tagesgeschäft gestaltet und welche Herausforderungen in jedem Dienst zu bewältigen sind. Sie sind jedoch heutzutage besser qualifiziert und auf ihre Leitungstätigkeiten vorbereitet. Das war früher nicht so. Mit der generalistischen Pflegeausbildung (Anmerk. d. Red.: siehe Infokasten unten) kann ich mich noch nicht so anfreunden, da gerade hier nicht ausreichend zum Ausdruck gebracht wird, wie spezialisiert Kinderkrankenpflege, Altenpflege und Gesundheits- und Krankenpflege dann doch sind. Aber vielleicht hat diese Art der Ausbildung auch langfristige Vorteile, die mir nur jetzt noch nicht bewusst sind", lacht sie.
"Auch die Tatsache, dass die Kliniken die Möglichkeit des Personalmix mehr nutzen, ist super. Eine Fachkraft muss nicht unbedingt die Essen verteilen, sowas machen bei uns in der BG Klinik Ludwigshafen Stationshilfen, auch die Bestellung von Verbands- und Verbrauchsmaterialien gehört nicht zwingend in den Kompetenzbereich der Pflegefachkräfte, sehr wohl aber die Medikamentenbestellung. Wenn dieser Personalmix dann für den kompletten Zeitraum eingeplant werden könnte, wäre das eine enorme Entlastung. So können Pflegefachkräfte sich mehr auf ihre Aufgaben konzentrieren und die anfallenden Tätigkeiten werden sinnvoller verteilt."
Als Teamleitung ist eine der wesentlichen Aufgaben von Selina Porsch eben die Leitung des Teams, also eine bunt gewürfelte Gruppe von Individuen mit unterschiedlichen Berufsausbildungen, Qualifikationen und Berufserfahrungen. Ein gutes Team definiert sie so: "Zusammenhalt ist wichtig, man muss seine Kollegen gut kennen, also im Hinblick auf die Stärken, aber auch Schwächen. Der Teamspirit ist essenziell wichtig, für eine gute und auch wertschätzende Arbeit in jedem Bereich der Klinik. Und ich schätze sehr, dass ich mich auf meine Kollegen und Kolleginnen immer verlassen kann. So kann es gelingen die jeweiligen Stärken für das gesamte Team zu nutzen, individuelle Weiterentwicklung zu unterstützen und den Zusammenhalt zu fördern."
Abgesehen von der pflegerischen Arbeit kommen auf Selina Porsch natürlich noch eine Menge anderer Aufgaben dazu, die sie lachend als "alles außenrum" zusammenfasst. Im Detail bedeutet das folgendes: "Es fängt bei der Dienstplanerstellung und der Arbeitszeitverwaltung der Mitarbeitenden an, aber auch Formularwesen und Qualitätsmanagement gehören dazu. Außerdem noch Mitarbeitergespräche führen, sich um Stellungnahmen kümmern, Veränderungen anstoßen, die Bedenken der Mitarbeitenden anhören und bearbeiten, interdisziplinär mit den Schnittstellen kommunizieren, Verbesserungen herbeiführen und Neuigkeiten für alle im Team transparent zu machen."
Die dauerhafte Stärkung des Teamzusammenhalts ist für sie ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit, auch innerhalb des Teams immer wieder bewusst zu halten, welche starke Leistung täglich erbracht wird und welchen wichtigen Teil des Prozesses sie damit ausfüllen. Die bereits erwähnte Fokussierung der Pflege in der öffentlichen Berichterstattung, die generelle Verunsicherung in der Bevölkerung durch Krieg oder die Pandemie und politische Debatten über das Gesundheitssystem kommen natürlich auch in den Pflegeteams emotional an. Deshalb sieht Selina Porsch es auch als eine ihrer wesentlichen Aufgaben, den Zusammenhalt dauerhaft zu festigen. Beim Deutschen Roten Kreuz ist sie übrigens immer noch aktives Mitglied im Ortsverein Mannheim Sandhofen und hat noch immer Spaß an der Tätigkeit im Ehrenamt.
Die generalistische Pflegeausbildung ist eine dreijährige Fachkraftausbildung mit Unterricht an Pflegeschulen und praktischer Ausbildung bei einer Ausbildungseinrichtung und weiteren Einrichtungen aus den unterschiedlichen Pflegebereichen, sie schließt mit einem Examen ab. Entgegen der bisherigen spezifischen Ausbildung (Altenpflege, Kinderkrankenpflege…) sind alle Absolventinnen und Absolventen der generalistischen Pflegeausbildung dazu befähigt, Menschen aller Altersgruppen in allen Versorgungsbereichen zu pflegen. Ein Vorteil ist also die erhöhte Einsatzfähigkeit.