BG Klinik Ludwigshafen - Blog

Ein Tag als OTA (Operationstechnische Assistenz) - Bonusfolge Podcast

Geschrieben von Nadine Schmidt | 8.August 2024 09:38:26

 

„Mama, du reichst doch nur Instrumente an, wofür kriegst du denn da Geld?“
 
Eine Anekdote, die Manuela Benz, bei uns in der BG Klinik Ludwigshafen als OTA (Operationstechnische Assistentin) beschäftigt, in unserem Podcast erzählt. In Podcastfolge hat die Kollegin allerlei Spannendes über den Beruf der Operationstechnischen Assistenz erzählt. Wir sprachen über die charakterlich erforderlichen Eigenschaften, die typischen Tätigkeiten, Zukunftsaussichten und Entwicklungen. 


In dieser Bonusfolge fasst Sie für euch einen typischen Arbeitstag zusammen und wir haben euch die Podcastfolge hier zum Nachlesen transkribiert. 

Vom Einschleusen bis zum Feierabend

Nadine Schmidt:
Frau Benz, beschreiben Sie uns doch bitte mal den Tag einer OTA, einen ganz klassischen Tag einer operationstechnischen Assistentin, am besten im Detail. Sie kommen hier morgens in der BG-Klinik an, fahren Sie mit dem Fahrrad, mit der Bahn oder mit dem Auto?

Manuela Benz: 
Ich wohne tatsächlich ein bisschen weiter weg, deswegen fahre ich mit dem Auto. Wir haben ganz viele Kollegen, die mit dem Fahrrad kommen. Da haben wir jetzt auch extra neue Fahrradständer und Unterstellmöglichkeiten bekommen.

Das hat sich ein bisschen über die Corona-Zeit entwickelt, dass immer mehr Fahrradfahrer gekommen sind, was sehr schön ist. Ich komme mit dem Auto und dann gehe ich in die OP-Umkleide, komme möglichst mit sauberen Händen oder dann werden sie ansonsten vor Ort noch mal erst gewaschen. Fingernägel müssen natürlich immer schön kurz und sauber sein.
Das ist vielleicht für manche ein Grund, den Beruf nicht zu wählen, aber das ist tatsächlich nicht vermeidbar. Kurze Fingernägel sind Pflicht.

Dann haben wir eine Drei-Raum-Schleuse hier in der BG Klinik Ludwigshafen. Das heißt, es gibt einen ersten Raum, in den komme ich rein. Da werden die Privatkleider abgelegt und dann geht man in Unterwäsche in den zweiten Raum, in dem dann die grüne Bereichskleidung, eine Haube und ein Mundschutz aufgezogen werden und OP-Schuhe. Der dritte Raum kommt dann erst beim Verlassen des OP-Bereichs ins Spiel. Da wird die Bereichskleidung dann nämlich wieder abgelegt und man geht wieder in Unterwäsche zurück in Raum Nummer eins.

Wenn man in Raum zwei angekommen ist, geht es nach einer hygienischen Händedesinfektion - also 30 Sekunden lang die Hände und Handgelenke mit Desinfektionsmittel benetzen und einreiben - weiter in unseren Aufenthaltsraum. 



Dort wird morgens unsere Frühbesprechung gemacht. Da wird die Einteilung der Kollegen gemacht, also welcher Kollege in welchen Saal geht und es werden kurz die wichtigsten Dinge besprochen, die auf dem OP-Plan bereits aufgefallen sind, wenn es Auffälligkeiten wie Allergie oder ähnliches gibt. Und dann verteilen wir uns in die Säle.

In den Sälen sind wir dann komplett selbstständig dafür zuständig, wie wir uns die anfallende Arbeit aufteilen. Ein Kollege übernimmt diese Springer-Tätigkeiten, die eben die Brücke ins Unsterile sind und ein Kollege übernimmt die Instrumentiertätigkeiten und da sind wir komplett flexibel. Grundsätzlich übernimmt meistens morgens der eine die eine Tätigkeit und nach der Mittagspause wird getauscht. Aber wenn wir jetzt sagen, ich würde die OP gerne mal wieder instrumentieren, dann kann man das auch flexibel gestalten, wie das eben am besten funktioniert.

Wenn wir Schüler dabei haben, sind wir manchmal auch einfach zu zweit am Tisch, um dort eine Anleitung stattfinden zu lassen. Und dann kommen wir im Prinzip in den Saal, gucken uns noch mal den OP-Plan an, machen einen Saal-Check, das heißt wir machen alle Geräte an, prüfen, ob alles funktioniert und ob unsere Instrumente alle gerichtet sind.

Das läuft ja in der BG auch ein bisschen anders, wir haben ein Fallwagen-System. Das heißt, wir müssen nicht morgens immer alles noch zusammensuchen und uns richten, sondern das wird am Vortag digital in unserem Logistikzentrum bestellt. Dann bekommen wir pro OP einen Wagen, auf dem alle Materialien für die Operation gerichtet sind.



Das heißt, wir müssen dann morgens nur noch drüber schauen, ist alles da, fehlt noch irgendwas, Sterilgutkontrolle natürlich. Ob alles steril ist, wird immer noch mal gegengecheckt. Dann kommen wir mit diesen Sachen in den Saal und nach einer chirurgischen Händedesinfektion, also dieses Mal eineinhalb Minuten bis zum Ellbogen, richtet der Instrumentierende mit einem sterilen Kittel und Handschuhen seinen Instrumentiertisch, während der Springer die Materialien und die Siebe öffnet und natürlich benötigte Geräte vorbereitet - zum Beispiel Röntgen oder auch ein Mikroskop. Und wenn der Patient dann in den Saal kommt, der vorbereitet wurde von unserem Außendienst und von den Kollegen der Anästhesie, dann findet da noch eine Lagerung, eine Positionierung statt, so wie wir die für die Operation brauchen.

Das kann ganz einfach eine Rückenlage sein, dann muss man nur ein bisschen Dekubitusprophylaxe machen, damit es keine wunden Stellen gibt. Es kann aber auch sein, dass wir noch eine Seitenlagerung machen müssen oder die Patienten vielleicht auch auf den Bauch drehen, je nach Operation. Zuvor gibt es noch ein Team-Time-Out mit allen Berufsgruppen, dort werden die OPs des Tages in diesem Saal besprochen werden, dass man auch hier noch mal gegengecheckt hat, ob es Auffälligkeiten gibt, irgendwas Besonderes, das vielleicht nicht im Plan steht, das man trotzdem wissen muss.

Team-Time-Out findet dann auch noch mal für jeden Patienten einzeln statt, bevor Schnitt gemacht wird, also bevor die OP wirklich anfängt. Auch hier mit allen Berufsgruppen, die beteiligt sind. Es sind einfach Sicherheitsmaßnahmen, die Standard in allen Kliniken sind.



Dann wird die Operation im Prinzip durchgeführt. Am Tisch ist es dann meine Aufgabe zu instrumentieren, Instrumente einzureichen. Auch Zählkontrollen, ob alles vollständig ist.

"Immer schön mitdenken natürlich"

Immer schön mitdenken natürlich, die OP beobachten, das mitdenken, das ist korrekt. Aber natürlich auch so den Ablauf ein bisschen, möglichst vorausschauend instrumentieren, dass ich nicht jedes Instrument einzeln angesagt bekomme, sondern dass ich auch einfach so ein bisschen schon weiß, was ist denn der nächste Schritt, was wird als nächstes gemacht. Der Springer ist dann dafür zuständig, die Dokumentation zu machen, das Röntgengerät zu bedienen, für die nächste OP vorzubereiten und auch an den Tisch anzureichen, wenn irgendwelche Dinge noch benötigt werden nachträglich.



Am Ende der Operation sind es dann Verbände, die da noch gemacht werden, vielleicht auch mal ein Gips und anschließend müssen die Instrumente wieder entsorgt werden. Der Patient wird wieder ausgeschleust in den Aufwachraum und wir fangen dann das Prozedere für die nächste OP wieder von vorne an. Und dann ist irgendwann Mittagspausenzeit, da gibt es eine Ablösung, da kommt der Spätdienst dann dazu und löst uns zur Mittagspause ab.

Anschließend ist dann, wie gesagt, oft der Wechsel der Tätigkeit vom Springer und vom Instrumentierenden. Und das kann auch ganz unterschiedlich sein, manchmal haben wir lange Operationen, dann haben wir wirklich nur eine OP am Tag oder es sind viele kleine, dann sind es auch mal fünf Operationen an einem normalen Vormittag, Mittag, bis der Frühdienst eben endet. So ist es im Frühdienst und dann gibt es natürlich aber auch noch den Schichtdienst.

Wir haben Zwischen- und Spätdienste da und Nachtdienste, so wie am Wochenende natürlich auch. Da läuft es ein bisschen anders, da haben wir nur eine Dienstbereitschaft. Es laufen weniger Säle, andere Operationen.

Nadine Schmidt:
Klingt komplex, umfangreich, spannend. Wenn Sie dann nach Hause kommen, hauen Sie sich dann auf die Couch und schauen sich Arztserien an oder ist das wirklich ein Klischee?

Manuela Benz: 
Das kann ich tatsächlich nicht angucken, weil ich mich dann immer ärgere, wie das alles so dargestellt wird. Meine Tochter hat letztens zu mir gesagt, Mama, aber ich verstehe das gar nicht, du reichst Instrumente an, wofür bekommst du denn da Geld? Aber so ist es natürlich nicht und das ist auch nicht so. Arztserien gibt es sehr wenige, die das halbwegs realistisch darstellen.

Nadine Schmidt:
Wer wirklich wissen will, wie es realistisch ist, kann gerne ein Praktikum bei uns machen, sich bei uns melden. Die Kontaktdaten dazu finden sich auf unserer der Homepage der BG Klinik Ludwigshafen. Vielen Dank für die detaillierte Zusammenfassung eines Tages, einer OTA oder eines OTA. 

Anmerkung: Es handelt sich hierbei um eine marginal angepasste Abschrift der Folge "Ein Tag als OTA (Operationstechnische Assistentin)" von unserem Podcast Herzfrequenz - der Podcast der BG Klinik Ludwigshafen".

Die komplette Folge könnt ihr euch auch hier direkt anhören. Alle bisher erschienen Podcastfolgen findet ihr bei allen gängigen Streaminganbietern oder hier auf einen Blick: https://online.bgu-ludwigshafen.de/blog/podcast


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