Vor einigen Wochen ging der erste Teil unserer Reihe "Pflege ist mehr - Akupunktur in der BG Klinik Ludwigshafen" online. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin und Heilpraktikerin Alexandra Taubitz, die auch über eine dreijährige Ausbildung in der Chinesischen Medizin verfügt, machte uns mit den Grundzügen der Akupunktur vertraut. Wie die ärztliche Kollegin Dr. Christina Keil auf diese Komplementärmedizin reagierte, erfahren wir in zweiten Teil der Reihe.
Bereits vor 10 Jahren hat Dr. Christina Keil, Oberärztin Reha Zentrum, Abteilung Berufsgenossenschaftliche Rehabilitation und Heilverfahrenssteuerung und Ärztliche Leitung des MVZ der BG Klinik Ludwigshafen, ihre Weiterbildung Akupunktur absolviert. Durchaus interessiert und grundsätzlich der Therapiemöglichkeit offen gegenüber, war sie anfangs doch skeptisch im Hinblick auf die Wirkung: "Das ist ja nicht der typische schulmedizinische Ansatz, der hier verfolgt wird. So waren wir aber bis dahin, gerade im unfallmedizinischen Setting, geprägt und von daher war das schon eine ganz andere, neue Herangehensweise", erinnert sie sich. "Es gibt Punkte bei der Behandlung, an denen man nicht weiterkommt und ich wollte einfach wissen, ob die Akupunktur da Sinn ergibt und Optionen bietet."
Letztendlich waren es dann die echten Erfolge, die sie überzeugt haben: "Den Zustand von manchen Patienten, bei denen man bis dahin keine weitere Besserung erzielen konnten, konnte man durch die Akupunktur dann doch nochmals ein Stück verbessern." Die Akupunktur ist natürlich keine Allheilmittel, sondern ein sinnvoller Baustein in der Behandlung, den man einsetzen kann. Die Bereitschaft der Patienten und Patientinnen und ob diese schon Erfahrung mit Akupunktur gemacht haben, ist für die Wirkung nicht entscheidend: "Das hat, komischerweise, keinen Einfluss. Anfangs habe ich einige Patienten überzeugt, die erst wenig Interesse hatten und bei denen hat es trotzdem sehr gut angeschlagen. Und wieder andere, die sehr offen waren und sich viel davon versprochen haben, haben keine große Wirkung erfahren. Also mit der Bereitschaft hat es nichts zu tun."
Die Akupunktur ist auch kein Baustein, der erst am Ende nach dem kompletten Ausschöpfen aller schulmedizinischen Möglichkeiten kommt, sondern wird parallel eingesetzt. Dr. Keil kann sich an einen Fall besonders eindrücklich erinnern: "Bei einem Schulterpatienten, mit einer deutlichen Bewegungseinschränkung, konnten wir das Bewegungsausmaß durch die Akupunktur bereits beim ersten Mal um 35 Grad verbessern. Das ist wirklich viel." Sie empfiehlt Kolleginnen und Kollegen der Akupunktur gegenüber offen zu sein und diese optionale Behandlungsmöglichkeit einzubeziehen.
Glossar:
MVZ: Medizinisches Versorgungszentrum
Komplementärmedizin: Sammelbezeichnungen für Behandlungsmethoden und diagnostische Konzepte, die sich als Alternative oder Ergänzung zu wissenschaftlich begründeten Methoden der Medizin verstehen