BG Klinik rettet Arm von kleinem Jungen

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Ein Bombenangriff, eine Explosion, fallende Starkstromkabel - innerhalb von Sekunden hat sich Wahdatullahs Leben für immer verändert. Der 9-jährige Junge aus Afghanistan erlitt neben schweren Verbrennungen eine komplizierte Verletzung am Unterarm. Das freigelegte Kabel fiel ihm direkt auf die Hand. Nachdem der Junge schon seit über neun Monaten in Deutschland auf eine Behandlung wartete, konnte der kleine Patient im November 2020 schließlich an der BG Klinik Ludwigshafen erfolgreich operiert werden. Ermöglicht wurde die Behandlung durch die Organisation Friedensdorf International und durch die Hilfe der Spenden des Lions Club Deidesheim.Die Klinik für Hand-, Plastische-, und Rekonstruktive Chirurgie – Schwerbrandverletztenzentrum der BG Klinik Ludwigshafen konnte Wahdatullahs Unterarm rekonstruieren und eine Amputation der Hand verhindern. Bereits einige Wochen nach der OP hatte der Junge wieder Gefühl in seinen Fingern und konnte sie sogar bewegen.

Eine Herausforderung

Eine elfstündige Operation war nötig, um Sehnen, Knochen und Nerven im Unterarm des Jungen zu rekonstruieren. Transplantate hierfür wurden aus dem Bein des kleinen Patienten entnommen. Eine starke Leistung, denn vor dem Eingriff hing die Hand des afghanischen Jungen nur noch an einem dünnen Hautschlauch. „Alle Strukturen im Unterarm waren an der Eintrittsstelle des Stroms komplett zerstört. Eine lebensgefährliche Situation, wenn man bedenkt, dass der Junge beim Spielen oder in anderen Alltagssituationen an dem Hautschlauch hätte hängen bleiben und schlimmstenfalls verbluten können“, sagt Prof. Dr. Leila Harhaus, die die Operation leitete. Möglich war der mikrochirurgische Eingriff durch die Arbeit zweier erfahrener OP-Teams mit Ärztinnen und Ärzten aus verschiedenen Fachbereichen. Parallel wurde Wahdatullah sowohl am Bein als auch am Unterarm operiert, damit die Implantate sofort eingesetzt werden konnten. “Das war eine sehr herausfordernde Operation, die auch für uns alles andere als alltäglich war“, so Prof. Dr. Harhaus. Für die Behandlung des Jungen verzichteten die Chirurginnen und Chirurgen auf ihr Honorar. Unterstützung kam zudem vom Sanitätshaus Ramer, das maßgefertigte Kompressionswäsche stellte.

„Da mussten wir einfach helfen“

Prof. Dr. Harhaus selbst hat sich für Wahdatullahs Behandlung an der Klinik stark gemacht. Die Handchirurgin ist langjähriges Mitglied des Lions Club Deidesheim und erfuhr über diesen Weg von dem komplizierten Fall. Sie nahm Kontakt zur ärztlichen Leitung des Friedensdorfes auf und plante die Operation des Jungen, der schon so lange auf eine Behandlung wartete.
„Wir haben nicht lange überlegt, Wahdatullahs Schicksal hat uns alle sehr bewegt. Da mussten wir einfach helfen“, so Dr. Jens-Uwe Bliesener vom Lions Club. Dieser hatte die Behandlung des Jungen mit einer großzügigen Spende unterstützt. Corona-bedingt war der Betrag von 12.500 € für die Nachsorge und das Material allerdings „keine Kleinigkeit“. Ohne die wichtigen Einnahmen vom Deidesheimer Weihnachtsmarkt musste der Betrag ausschließlich aus Mitgliederspenden finanziert werden. Dr. Jens-Uwe Bliesener und der ganze Lions Club zeigten sich erleichtert: „Wir sind froh, dass alles gut verlaufen ist und wir dem Jungen einen Schritt in ein neues, hoffentlich unbeschwerteres Leben ermöglichen können“.

Rückkehr nach Afghanistan

Zurück im Friedensdorf war Wahdatullah schnell auf den Beinen. Endlich konnte er den Fußballplatz wieder unsicher machen. Im Februar 2021, gut ein Jahr nach seiner Ankunft in Deutschland, konnte der Junge mit vielen spannenden Geschichten im Gepäck zu seiner Familie in Afghanistan zurückkehren. Das Friedensdorf International hilft auch vor Ort durch Projekte und medizinische Unterstützung, mittlerweile seit über 50 Jahren. Zwei Mal jährlich fliegen Experten nach Afghanistan und in den mittleren Osten, bringen in Deutschland versorgte Kinder zu ihren Familien zurück und ermöglichen besonders schwer verletzten Kindern eine Reise nach Deutschland. In Afghanistan arbeitet das Friedensdorf mit der Hilfsorganisation Roter Halbmond zusammen. Die Partnerorganisation schlägt Kinder vor, die eine medizinische Behandlung benötigen und in Deutschland behandelt werden können. Über 200 von ihnen betreut das Friedensdorf in Deutschland und ermöglicht ihnen eine Behandlung in Partnerkliniken. Trotz der hervorragenden Zusammenarbeit bleibt zu hoffen, dass Kindern in Kriegsgebieten solche Schicksalsschläge in Zukunft erspart bleiben.

Der Beitrag verfasste unserer Praktikantin Louisa Krieg.

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GESCHRIEBEN VON Gastautor AM 25.Februar 2021 04:15:53