Unsere Mobilitätslotsin Svenja Mayer startet bei Paralympics in Paris

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Am 28. August 2024 wird Paris rund 4.400 der weltbesten paralympischen Athletinnen und Athleten zu den Paralympischen Spielen 2024 willkommen heißen. Mit dabei ist auch unsere Kollegin und Weltklasse-Rollstuhlbasketballerin Svenja Mayer. Sie hilft als selbst querschnittgelähmte Mobilitätslotsin unseren frischverletzten Patientinnen und Patienten dabei, die Mobilität in ihr Leben zurückzubringen, auch wenn sie im Rollstuhl sitzen.

Svenja Mayer weiß, wovon sie redet: „2011 wurde ich als Radfahrerin von einem Lkw überfahren, war dann zehn Wochen im künstlichen Koma. Ich lag ein Jahr im Krankenhaus und habe 54 Operationen hinter mir.“ Sie musste sich „von ganz unten“ wieder hochkämpfen – und möchte in ihrer Funktion bei der BG Klinik in Ludwigshafen Menschen nach einem solchen Schicksalsschlag an die Hand nehmen und ihnen zeigen, dass man im Leben trotzdem „fast alles erreichen“ kann, wenn man sich Ziele steckt.

Sie war damals nahe ihrem seinerzeitigen Wohnort in der BG Klinik Murnau behandelt worden, da es sich bei ihrem Unfall um einen Wegeunfall gehandelt hatte, also einen sogenannten BG-lichen Fall. Der Kontakt zu der Schwesterklinik in Ludwigshafen ergab sich über den Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg, wo Svenja Mayer später trainierte.

 

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Es ist etwas anderes, wenn jemand, der selbst betroffen ist,
Tipps aus dem eigenen Leben geben kann.

 

„So kamen wir dann zusammen – und ich wurde regulär als Mitarbeiterin in der Querschnittstation, der Station Q, eingestellt“, erzählt sie. Mindestens einmal in der Woche kümmerte sich Svenja dann um Frischverletzte, sprach mit ihnen, machte Mut und gab Hilfestellungen zu Themen, mit denen man in einer solchen Phase einfach überfordert ist: Wie steigt man ins Auto ein, wie zieht man sich am besten an – „dabei helfen zwar auch die Physio- und Ergotherapeuten, aber es ist trotzdem etwas anderes, wenn jemand, der selber betroffen ist, Tipps aus dem eigenen Leben geben kann“. Manchmal zeigte sie den Betroffenen auch, wie sie ihr eigenes Auto ausgestattet hat, um sich das Leben leichter zu machen.

Rollstuhlbasketball in der Reha kennengelernt

Aktuell ist Svenja Mayer nur noch einmal im Monat in Ludwigshafen, weil sich ihr Lebensmittelpunkt aus persönlichen Gründen mehr zurück in ihre bayerische, genauer gesagt oberpfälzische Heimat verschoben hat. Wenn sie nicht persönlich anwesend ist, steht sie aber meist telefonisch oder per Videogespräch zur Verfügung. „Trotzdem unterstützt die BG Klinik meine sportliche Tätigkeit in gleichem Maß weiter, das freut mich sehr“, sagt sie. Und in paralympischen Jahren reduziert die Klinik ihre Anforderungen an die Sportlerin, sodass genug Zeit fürs Training und die Vorbereitungen bleibt.

Die Rollstuhlbasketballerin hat ihren Sport erst nach ihrem Unfall in der Reha kennengelernt, zunächst aber nicht weiterverfolgt, da das Reiten ihre große Leidenschaft war. Vorher war sie als ambitionierte Dressurreiterin in Turnieren bis Klasse M am Start. Eigentlich wollte sie weiter reiten und damit auch paralympisch antreten. „Aber dann wurde eine weitere OP nötig, und danach war Reiten für mich nicht mehr möglich. Dieser Schicksalsschlag war fast schwerer zu ertragen als der ursprüngliche Unfall“, erinnert sie sich.

Doch dann zeigte sich ihre große Begabung für den Rollstuhlbasketball. Schon 2018 – nach recht kurzer Zeit – wurde sie in die Nationalmannschaft berufen und wird seither als Aufbauspielerin eingesetzt, das heißt, sie entwickelt den Aufbau der Spielzüge mit, eine wichtige Position.

Mehr als "Blech" im Visier

Olympische Erfahrung hat sie auch schon. 2021 war sie bei den wegen Corona um ein Jahr verschobenen Paralympics in Tokio mit dabei. Leider landete die deutsche Nationalmannschaft „nur“ auf dem undankbaren 4. Platz, was Svenja Mayer heute noch „extrem wurmt“. Bei der Blechmedaille soll es aber in Paris nicht bleiben, „wir streben auf jeden Fall eine Medaille an“, sagt sie zuversichtlich. Obwohl bei acht Mannschaften am Start natürlich alles Mögliche passieren kann. Jedoch: Die Vorbereitung sei gut gelaufen, auch die Trainingsspiele in Kanada, wo man unterschiedliche Lineups bei Testspielen ausprobiert hat. Danach ging es nochmal nach Berlin, die Spanierinnen kamen nach Deutschland zur Manfred-Sauer-Stiftung bei Heidelberg, dann fuhren die deutschen Damen nochmal nach Holland. Aber jetzt freuen sich alle erstmal auf Paris, wo – anders als in der Coronazeit in Tokio – endlich auch Zuschauer mitjubeln können.

„Ich bin schon total gespannt auf die tolle Atmosphäre“, sagt Svenja Mayer. Start ist am 29. August, am 8. September ist dann alles schon vorbei. „Das heißt, es wird richtig knackig – jeden Tag ein großes Spiel!“ Wir drücken jedenfalls alle Daumen, dass die Kräfte reichen und der Einsatz belohnt wird.

 

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Ich bin total gespannt auf die tolle Atmosphäre!

 

 

So funktioniert Rollstuhlbasketball
Rollstuhlbasketball ist eine der inklusivsten Sportarten der Welt. Spielfeld und Korb sind identisch zu normalen Spielfeldern. Hintergrund ist, dass es sowieso wenig behindertensportfreundliche Spielstätten gibt, sodass man möglichst mit den sowieso vorhandenen Bedingungen trainieren möchte. Mitspielen kann fast jeder, vom „Fußgänger“ mit Minimalbehinderung bis hin zur Querschnittlähmung. Nach Paris reist die Nationalmannschaft mit zwölf Spielerinnen mit den unterschiedlichsten Klassifizierungspunkten: Je nach Schwere der Behinderung haben sie zwischen 1 und 4,5 Punkten, wobei 4,5 Punkte eine Minimalbehinderung bedeuten. Je Team dürfen bei 5 Spielern maximal 14 Punkte auf dem Feld sein. Svenja ist mit 2,5 Punkten gewissermaßen im Mittelfeld.

 

Weiterführende Informationen

🌐 Über die Teilnahme von Svenja Mayer bei den Paralympics in Tokio 2021 hatten wir hier berichtet: https://online.bgu-ludwigshafen.de/blog/svenja-mayer-in-tokio-dabei

🌐 Infos zu unserer Station für Querschnittgelähmte: https://www.bg-kliniken.de/klinik-ludwigshafen/fachbereiche/detail/querschnittgelaehmte-und-technische-orthopaedie/

🌐 Lust auf Paralympics? Hier gibt's alle Infos zum Team Deutschland: https://www.teamdeutschland-paralympics.de/

Fotos: Danny-Ralph Cäsar.

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GESCHRIEBEN VON Gastautor AM 15.August 2024 03:39:00